Der Turm von Avempartha: Riyria 2 (German Edition) by Michael Sullivan

Der Turm von Avempartha: Riyria 2 (German Edition) by Michael Sullivan

Autor:Michael Sullivan [Sullivan, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2014-08-22T22:00:00+00:00


8

Sagen und Legenden

Royce stand im ersten Licht der Morgendämmerung am Ufer des Flusses und ließ Steine über das Wasser in Richtung der Festung hüpfen. Kein Stein kam allerdings über einen Hüpfer hinaus, dann verschlang ihn die reißende Strömung. Royce hatte zuletzt überlegt, ob er die Festung per Boot ansteuern sollte. Er könnte ein Stück weiter flussaufwärts losfahren und darauf hoffen, dass er den Felsen erreichte, bevor die Strömung ihn den Wasserfall hinunterriss. Zwar war vom Ufer aus keine Landestelle zu erkennen, aber wenn er die Strömung richtig berechnete, trieb es ihn vielleicht gegen den Felsen. Das Boot würde dabei wahrscheinlich zerschmettert oder unter Wasser gedrückt, aber er könnte sich vielleicht davor auf den Felsen retten. Das Problem war nur, dass er, selbst wenn ihm das gelänge, nicht mehr zurückkäme.

Er drehte sich um und sah den Zauberer am Ufer näherkommen. Vielleicht wollte Esrahaddon ihn im Auge behalten oder jedenfalls zur Stelle sein, falls er einen Zugang entdeckte.

»Guten Morgen«, sagte der Zauberer. »Heute schon eine Erleuchtung gehabt?«

»Nur eine. Die Festung ist unerreichbar.«

Esrahaddon sah ihn enttäuscht an.

»Ich bin alle Möglichkeiten durchgegangen, die mir einfallen. Außerdem werden Theron und Thrace Dahlgren demnächst verlassen, es gibt also keinen Grund, warum ich mir weiterhin den Kopf an diesem Turm einrennen sollte.«

»So«, murmelte Esrahaddon und starrte ihn unverwandt an. »Und das Schicksal des Dorfes?«

»Ist nicht mein Problem. Es dürfte dieses Dorf gar nicht geben, schon vergessen? Es verstößt gegen den Vertrag. Am besten, die Bewohner verlassen es.«

»Aber wenn wir es aufgeben, könnten die Elben das als Zeichen der Schwäche auslegen und uns überfallen.«

»Und wenn es bleibt, ist das Vertragsbruch und sie könnten dasselbe tun. Aber ich trage zum Glück keine Krone, ich bin weder der Imperator noch ein König, deshalb geht mich das alles nichts an.«

»Ihr wollt einfach abreisen?«

»Gibt es einen Grund zum Bleiben?«

Der Zauberer hob die Augenbrauen und sah den Dieb lange an. »Was verlangt Ihr?«, fragte er schließlich.

»Heißt das jetzt, Ihr wollt mich bezahlen?«

»Wir wissen beide, dass ich kein Geld habe, aber Ihr wollt etwas von mir. Was?«

»Die Wahrheit. Hinter was seid Ihr her? Was ist hier vor neunhundert Jahren geschehen?«

Der Zauberer betrachtete Royce prüfend, dann blickte er auf seine Füße. Schließlich nickte er. Er ging zu einer umgestürzten Buche, setzte sich darauf und blickte suchend über das Wasser und die Gischt – offenbar ohne zu sehen, was er suchte.

»Ich war das jüngste Mitglied der Cenzar. Wir waren ein Rat von Zauberern, der dem Imperator persönlich zuarbeitete. Die größten Zauberer aller Zeiten gehörten ihm an. Daneben gab es die Teshlor-Ritter, eine Vereinigung der berühmtesten Ritter des Imperators. Traditionsgemäß diente je ein Vertreter dieser Gremien dem Sohn und Erben des Imperators als Lehrer und Leibwächter. Bei den Cenzar fiel diese Aufgabe mir als dem Jüngsten zu, bei den Teshlor wurde Jerish Grelad ausgewählt. Jerish und ich kamen nicht gut miteinander aus. Er misstraute den Zauberern wie die meisten Teshlor-Ritter, ich verachtete ihn und seine gewalttätige, rohe Art.

Doch Nevrik brachte uns zusammen. Er war wie sein Vater Imperator Nareion eine Ausnahmeerscheinung, und es bedeutete eine Ehre, ihn zu unterrichten.



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